|
Die Besucher legen kleine Steine auf den Findling |
Wandert der Besucher etwa 1,5 Kilometer von Merazhofen in Richtung Waltershofen durch den sich zwischen beiden Ortschaften ausbreitenden Wald, so erwartet ihn eine kleine Überraschung mit der er vielleicht nicht gerechnet hat. Ein Hinweisschild „Heiliger Stein“ lässt erahnen, dass hier etwas Besonderes zu bestaunen ist.
Es handelt sich um einen Findling, einem Überbleibsel aus der Eiszeit.
Dieser wäre kaum erwähnenswert , wenn ihn nicht Legenden und Geschichten
umgeben würden.
Zunächst muss gesagt sein, dass keine schriftlichen Zeugnisse überliefert sind
und vieles im Schoß der Geschichte verborgen bleibt. |
|
Gepflegte Bauernhäuser stehen am Wegesrand Üppiger Blumenschmuck an Bauernhäusern laden zum Verweilen ein |
Auch ein gestifteter Kreuzweg führt ins Dorf |
Tägliche Besuche am Grab von Pfarrer Augustinus Hieber
In der Pfarrgemeinde Sankt Gordian und Epimachus in Merazhofen, einer
kleinen Ortschaft, die heute zur Stadt Leutkirch gehört, wirkte der
weithin bekannter Pfarrer Augustinus Hieber, der am 4. Januar 1968 als
„Segenspfarrer vom Allgäu“ verstorben ist. Er soll vielen Menschen in Not
geholfen haben.
Am Grab von Pfarrer Hieber auf dem Merazhofer Friedhof zeugen Votivtafeln,
in Stein und Marmor gehauen, von der Dankbarkeit der Menschen, die
Pfarrer Hieber besucht haben und Trost, Hilfe und Segen erfahren durften.
Ich habe Pfarrer Hieber in den drei Jahren meiner Unterrichtstätigkeit an der dortigen Schule gut gekannt und ihn als einen außergewöhnlich gebildeten und theologisch kompetenten, frommen Priester kennen und schätzen gelernt.
Das Internet und einige Broschüren geben Auskunft über sein Leben und Wirken.
Vielleicht hat Pfarrer Hieber auch mir geholfen?
Ein unvergessliches Erlebnis ist mir in Erinnerung geblieben!
An einem Freitagnachmittag im Advent 1966 stand ich zum Unterrichtsbeginn
gerade auf dem Lehrerpult, um die erste Kerze des von der Decke hängenden
Adventskranzes an zu zünden.
Da ich zu dieser Zeit keinen unangekündigten Unterrichtsbesuch erwartet hatte, war ich darauf gar nicht vorbereitet. Auch die schriftliche Unterrichtsvorbereitung (damals noch Pflicht!) hätte ich nicht vorweisen können.
Da klopfte es energisch an die Klassenzimmertür und der Schulrat rauschte herein. Er wollte das Klassenbuch kontrollieren und dem Unterricht
beiwohnen.Unwillkürlich schaute ich in Richtung Pfarrhaus jedoch ohne auf Hilfe zu hoffen.
Da begann es plötzlich fürchterlich zu schneien. Es war ja die erste
Adventswoche. Der Schulrat, der bei sonnigem Wetter mit seinem damals
wenig wintertauglichen Mercedes angefahren kam, schaute immer unruhiger
zum Fenster hinaus.
Der wenig befahrene Weg in Richtung Leutkirch schneite rasch zu. Es begann
zu winden und zu wehen.
Da fragte mich der Schulaufsichtsbeamte besorgt:
"Wie kommen Sie jetzt
nach Hause?“ Er wusste, dass ich in Wangen wohnte und täglich pendelte.
Meine Antwort war:“ Für solche Fälle habe ich vorgesorgt und in Merazhofen
ein Zimmer gemietet. Ich fahre heute nicht mehr heim“.
Plötzlich packte der Schulrat in aller Eile seine Unterlagen zusammen, verließ
mit knappem Gruß das Klassenzimmer, startete seinen Mercedes und brauste
Richtung Leutkirch davon, soweit es die Straßenverhältnisse zu ließen.
Ich weiß nicht, ob Pfarrer Hieber seine Hand im Spiel hatte. Doch mein
dankbarer Blick in Richtung Pfarrhaus konnte er sicher nicht übersehen
haben.
Oktober 2019