Leutkirch und Merazhofen im Allgäu

Der "Heilige Stein" bei Merazhofen - ein Überbleibsel aus der Eiszeit, umgeben von Legenden und Sagen

Stein
Heiliger Stein

Stein
Die Besucher legen kleine Steine auf den Findling

Wandert der Besucher etwa 1,5 Kilometer von Merazhofen in Richtung Waltershofen durch den sich zwischen beiden Ortschaften ausbreitenden Wald, so erwartet ihn eine kleine Überraschung mit der er vielleicht nicht gerechnet hat. Ein Hinweisschild „Heiliger Stein“ lässt erahnen, dass hier etwas Besonderes zu bestaunen ist. Es handelt sich um einen Findling, einem Überbleibsel aus der Eiszeit. Dieser wäre kaum erwähnenswert , wenn ihn nicht Legenden und Geschichten umgeben würden. Zunächst muss gesagt sein, dass keine schriftlichen Zeugnisse überliefert sind und vieles im Schoß der Geschichte verborgen bleibt.

Schwedeneinfall

Das Jahr 1632 spielt hier eine große Rolle. Während des 30 jährigen Krieges fielen die Schweden in unsere Gegend ein. Samt Vieh und Hausrat sollen die damals lebenden Bauern dort Schutz und Sicherheit gesucht haben. Da die Schweden die Kirche in Waltershofen zerstört hatten, diente dieser Findling als Begegnungs -und Gebetsstätte der umliegenden Bevölkerung. In der zweiten Strophe eines Gedichts heißt es daher:

„Im Schwedenkrieg, die Menschen kamen um zu beten. Um Gottes Hilfe, vor Mord und Elend sie flehten. Vom hohen Gebirge kam dieser Stein, uns Nachfahren Mahnmal und Zeugnis zu sein.“

Der „ Heilige Stein“ soll seinen Namen deshalb erhalten haben, weil an diesem Ort immer Gottesdienst gefeiert worden sei und der Stein als Altar gedient habe.

Schutz während des 2. Weltkriegs

Noch während des zweiten Weltkrieges hätten sich die Bauern dorthin schutzsuchend zurückgezogen, um Gottesdienste zu feiern. Der Volksmund berichtet auch, dass der Stein eine „ altertümliche Fundstätte für kultische Riten“ gewesen sei. Besucher bringen heute kleine Steine mit und legen sie vor oder auf den Heiligen Stein . Einige Bänke laden zur Ruhe, Besinnung und zur Erholung ein.

Merazhofen
Pfarrkirche von Merazofen , Stadt Leutkirch

Hinweisschild
Fußgängerhinweis  zum Heiligen Stein

Sicht
Der Heilige Stein kommt in Sicht

Häuser
Gepflegte Bauernhäuser stehen am Wegesrand
Häuser
Üppiger Blumenschmuck an Bauernhäusern laden
zum Verweilen ein
Weg
Auch ein  gestifteter Kreuzweg führt ins Dorf

Tägliche Besuche am Grab von Pfarrer Augustinus Hieber
In der Pfarrgemeinde Sankt Gordian und Epimachus in Merazhofen, einer kleinen Ortschaft, die heute zur Stadt Leutkirch gehört, wirkte der weithin bekannter Pfarrer Augustinus Hieber, der am 4. Januar 1968 als „Segenspfarrer vom Allgäu“ verstorben ist. Er soll vielen Menschen in Not geholfen haben.

Kirche

Am Grab von Pfarrer Hieber auf dem Merazhofer Friedhof zeugen Votivtafeln, in Stein und Marmor gehauen, von der Dankbarkeit der Menschen, die Pfarrer Hieber besucht haben und Trost, Hilfe und Segen erfahren durften.

Ich habe Pfarrer Hieber in den drei Jahren meiner Unterrichtstätigkeit an der dortigen Schule gut gekannt und ihn als einen außergewöhnlich gebildeten und theologisch kompetenten, frommen Priester kennen und schätzen gelernt.

Das Internet und einige Broschüren geben Auskunft über sein Leben und Wirken.

Vielleicht hat Pfarrer Hieber auch mir geholfen?

Ein unvergessliches Erlebnis ist mir in Erinnerung geblieben!
An einem Freitagnachmittag im Advent 1966 stand ich zum Unterrichtsbeginn gerade auf dem Lehrerpult, um die erste Kerze des von der Decke hängenden Adventskranzes an zu zünden. Da ich zu dieser Zeit keinen unangekündigten Unterrichtsbesuch erwartet hatte, war ich darauf gar nicht vorbereitet. Auch die schriftliche Unterrichtsvorbereitung (damals noch Pflicht!) hätte ich nicht vorweisen können.
Da klopfte es energisch an die Klassenzimmertür und der Schulrat rauschte herein. Er wollte das Klassenbuch kontrollieren und dem Unterricht beiwohnen.Unwillkürlich schaute ich in Richtung Pfarrhaus jedoch ohne auf Hilfe zu hoffen. Da begann es plötzlich fürchterlich zu schneien. Es war ja die erste Adventswoche. Der Schulrat, der bei sonnigem Wetter mit seinem damals wenig wintertauglichen Mercedes angefahren kam, schaute immer unruhiger zum Fenster hinaus. Der wenig befahrene Weg in Richtung Leutkirch schneite rasch zu. Es begann zu winden und zu wehen. Da fragte mich der Schulaufsichtsbeamte besorgt:
"Wie kommen Sie jetzt nach Hause?“ Er wusste, dass ich in Wangen wohnte und täglich pendelte. Meine Antwort war:“ Für solche Fälle habe ich vorgesorgt und in Merazhofen ein Zimmer gemietet. Ich fahre heute nicht mehr heim“.
Plötzlich packte der Schulrat in aller Eile seine Unterlagen zusammen, verließ mit knappem Gruß das Klassenzimmer, startete seinen Mercedes und brauste Richtung Leutkirch davon, soweit es die Straßenverhältnisse zu ließen.

Ich weiß nicht, ob Pfarrer Hieber seine Hand im Spiel hatte. Doch mein dankbarer Blick in Richtung Pfarrhaus konnte er sicher nicht übersehen haben.

Oktober 2019